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Der Löwe und der Hase
In der Mitte eines Waldes lebte ein Löwe namens Bhasuraka ( der „ Heldenhafte “). Dieser nun brachte infolge seiner übermäßigen Stärke ohne Unterbrechung viele Gazellen Hasen und andere Tiere um .
Da versammelten sich eines Tages alle Geschöpfe des Waldes : Gazellen Eber Büffel Hasen und so weiter gingen zu ihm und sagten :
„ Oh Herr ! Wozu diese unnütze Ermordung alles Wildes da ja schon ein Tier genügt um dich zu sättigen ? Schließe deswegen mit uns eine Übereinkunft :
Von heute an magst du hier ruhig sitzen bleiben und jeden Tag soll nach der Reihenfolge der Geschöpfe ein Tier zu dir kommen um sich von dir fressen zu lassen .
Auf diese Weise wird dir doch dein Lebensunterhalt ohne Anstrengung zuteil und wir andrerseits werden nicht ausgerottet .
Das ist Königsrecht und demgemäß möge gehandelt werden .
Man sagt auch :
`` Wer seine Herrschaft allmählich genießt wenn sie Früchte bringt wie der Weise den Allheiltrank dem wird höchstes Gedeihen zuteil .´´
Selbst rauher Boden und Holzscheite wenn nach Vorschrift mit Segensspruch bewegt geben den Opferspeisenden die Früchte .
Wer gut des Untertans waltet vermehrt seines Himmels Schatz . Doch Tyrannei zerstört Tugend und führt Sünde und Schimpf herbei .
Gleichwie der Kuhhirte durch Weide mäßig Milch von den Kühen zieht so ziemt es sich mäßig durch Hüten Geld vom Untertan zu ziehen .
Der Fürst der seine Schützlinge aus Torheit ermordet Ziegen gleich der wird nur einmal sich freuen doch nimmermehr zum zweiten Mal .
Ein König der nach Frucht strebt pflege die Welten eifrig mit Spende und Ehre wie der Gärtner seine Schößlinge mit Wasser .
Der Fürst gleicht einer Lampe : Wie diese das Öl so zieht er den Reichtum von seinen Untertanen an sich ohne daß es dort wegen der leuchtenden in der Lampe befindlichen Fäden des Dochtes hier wegen der glänzenden inneren Eigenschaften des Königs von irgend jemand bemerkt wird . Wie man Kühe zur rechten Zeit melkt so warte man des Untertans .
Der Strauch der Blüten und Frucht trägt wird begossen und wohlgehegt . Gleichwie ein zarter Baumschößling wenn er mit Sorgfalt gepflegt wird Früchte zu seiner Zeit spendet so auch die Welt wenn sie gut regiert wird .
Gold Getreide und Juwelen Roß und Wagen mancher Art und so auch was sie sonst haben kommt den Fürsten vom Untertan .
Fürsten welche der Welt wohltun nehmen immer an Segen zu : Wenn sie die Welt zugrunde richten so gehen sie sicher selbst zugrunde .“
Als der Löwenkönig diese ihre Rede gehört hatte sagte er :
„ Ach ! Was ihr sagt ist wahr . Aber wenn während ich hier sitze nicht immer ein Tier zu mir kommt dann werde ich euch alle zusammen auffressen .“
Darauf gaben sie mit den Worten „ So sei es !“ ihr Versprechen und schweiften nun frei von Gefahr furchtlos in diesem Walde umher .
Jeden Tag kam aber der Reihenfolge gemäß ein Tier zu ihm . Ein altes oder eines welches allem Irdischen entsagt hatte oder ein von Kummer verzehrtes oder eines welches den Verlust von Frau und Kindern fürchtete stellte sich aus ihrer Mitte um die Mittagszeit bei ihm ein um ihm zur Speise zu dienen .
So kam denn einst gemäß der Ordnung der Geschöpfe die Reihe an den Hasen und so wenig es ihm gefiel wurde er doch von allem Wild fortgeschickt .
Indem er nun so langsam als möglich ging überschritt er die bestimmte Zeit und mit angstvollem Herzen nach einem Mittel suchend um dem Tod zu entgehen kam er erst gegen Ende des Tages an .
Der Löwe aber dessen Kehle infolge der Überschreitung der bestimmten Zeit von Hunger gereizt war war voll Zorn beleckte ringsum die Winkel seines Rachens und dachte :
„ Aha ! Morgen muß ich alle Geschöpfe im Wald ausrotten !“
Indem er so dachte kam das Häschen Schrittchen vor Schrittchen anmarschiert verbeugte sich und stellte sich ihm gegenüber .
Als nun der Löwe sah daß dieses sonst so leichtfüßige Geschöpf so spät erst herangekommen war wurde er ganz von Zorn entflammt und sprach drohend :
„ Ha ! Du lumpiges Häschen ! Gerade du der sonst der Leichtfüßigste ist kommst lange nach der festgesetzten Zeit ! Wegen dieses Verbrechens werde ich nachdem ich dich getötet morgen alle Tiere zusammen ausrotten .“
Darauf sprach das Häschen demütig nachdem es sich verneigte :
„ Oh Herr ! Es ist hier weder von meiner Seite noch von seiten der übrigen Tiere etwas versehen . Mögest du die Veranlassung hören wollen !“
Der Löwe sagte :
„ So tue sie rasch kund bevor du zwischen meine Zähne gerätst !“
Das Häschen sprach :
„ Oh Herr ! Nachdem ich von sämtlichem Wild erfahren habe daß heute nach der Ordnung der Geschöpfe die Reihe an mir sei dem sehr Leichtfüßigen wurde ich mit vier Hasen fortgeschickt .
Nachdem ich darauf unterwegs war wurde ich von einem großen anderen Löwen der aus einer Höhle kam angeredet : « He da ! Wohin geht ihr ? Empfehlt euch eurer Schutzgottheit !»
Darauf antwortete ich : « Wir gehen kraft des Vertrages zu unserm Herrn Bhasuraka um ihm als Futter zu dienen .»
Darauf sagte er : « Wenn dem so ist so müssen sämtliche Tiere auch mit mir einen Vertrag schließen denn mir gehört dieser Wald . Dieser Bhasuraka ist ein elender Räuber . Doch wenn er hier König ist so laß mir die vier Hasen als Geiseln hier fordere ihn hierher und komm so eilig wie möglich zurück damit derjenige von uns beiden welcher durch seine Stärke König sein wird sämtliches Wild hier fresse .»
Darauf bin ich auf sein Geheiß zu dem Herrn gegangen . Dieses ist der Grund weswegen ich die Zeit versäumt habe . Jetzt hat der Herr zu befehlen !“
Nachdem Bhasuraka dies gehört hatte sagte er :
„ Lieber ! Wenn es sich so verhält dann zeige mir rasch diesen Spitzbuben von einem Löwen damit ich meinen Zorn gegen die Tiere auf ihn ausschütte und wieder zu mir selbst komme .
Man sagt auch :
`` Land Freunde und Gold - diese drei Dinge sind es um die man Kriege führt . Doch wer keines von denen besitzt der läßt sich nicht in Krieg ein . Wo kein großer Gewinn winkt oder kein Sieg in Aussicht steht da wird nimmer Krieg anfangen und führen wer Verstand besitzt .´´“
Der Hase sprach :
„ Oh Herr ! Das ist wahr ! Des eignen Landes wegen und um Unbill abzuwenden kämpfen die Krieger .
Dieser aber haust in einer Burg ; macht er einen Ausfall aus der Burg so sind wir bedrängt ; bleibt er in der Burg so ist er ein schwer zu besiegender Feind .
Man sagt auch :
`` Was ein König nicht durch tausend Elefanten und zehntausend Rosse kann zustande bringen das wird durch eine Burg erreicht .´´
Ein einziger Schütze wehrt hundert ab wenn er auf einer Mauer steht . Deswegen haben Staatsmänner auch Festungen angeraten .
Auf seines Lehrers Rat baute sich sogar Indra eine Burg durch Visvakarmas Kunst weil er Hiranyakashipu fürchtete .
Und welchem König er als Gnade eine feste Burg gewährt dem folgt der Sieg und Burgen werden ihm auf Erden zu Tausenden .
Wie eine Schlange die zahnlos ist wie ein brunstloser Elefant so wird ein Fürst der ohne Burg ist leicht besiegbar für alle Welt .“
Nachdem er dies gehört sagte Bhasuraka :
„ Lieber ! Zeige mir nur diesen Spitzbuben wenn er sich auch in einer Burg befindet damit ich ihn umbringe .
Denn man sagt auch :